Das Umweltbundesamt hat im Januar 2023 eine Studie zur Frage, ob ein Tempolimit zu einer relevanten CO₂-Einsparung führen würde, veröffentlicht. Nach dieser würde ein Tempolimit deutlich mehr, nämlich dreimal so viel, CO₂ einsparen als gedacht. Im Gegensatz dazu seien nach einer vorherigen Studie aus dem Jahr 2020, die ebenfalls vom Umweltbundesamt in Auftrag gegeben worden war, die Einsparungen so gering, dass sie irrelevant seien. Da die Studien innerhalb weniger Jahre zu so unterschiedlichen Ergebnissen kommen, muss sich eine der beiden Studien grob um den Faktor drei verrechnet haben.

 

Die Berechnungen beruhen im Wesentlichen auf der auf deutschen Straßen tatsächlich gefahrenen Geschwindigkeit, doch nicht jeder hält sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen oder nutzt die Höchstgrenze aus. Um die tatsächliche Geschwindigkeit zu ermitteln, griffen die Forscher der Untersuchung aus 2023 auf Daten des Navigationsdienstleisters TomTom zurück.

 

Dem Umweltbundesamt zufolge ließen sich die tatsächlichen Fahrgeschwindigkeiten „sehr gut“ aus den Daten ableiten. Die zugrundeliegenden Daten weisen allerdings Mängel auf: Sie stammen aus dem Jahr 2018, sind also bereits fast fünf Jahre alt und weichen signifikant von den Daten anderer Studien ab, weswegen mit ihnen etwas nicht stimmen kann. So decken die TomTom-Daten beispielsweise nur eine Stichprobe (15 %) des Autobahnverkehrs ab; stammen besonders aus höherpreisigen Fahrzeugen, die grundsätzlich schneller als der Durchschnitt unterwegs sind; unterscheiden nicht zwischen PKW und LKW und gehen von einem verkehrsgerechten Verhalten aller Verkehrsteilnehmer aus.

 

Der neuen Studie nach könne eine CO₂-Einsparungen durch Tempolimits vor allem dadurch erreicht werden, dass durch die abgesenkten Geschwindigkeiten auf Autobahnen und Landstraßen ein Teil des Verkehrs auf andere langsamere Straßen ausweichen würde. Das wiederum dürfte die Anwohner dieser Strecken nicht freuen.

 

Auch würden der neuen Studie zufolge viele Autofahrer auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen. Diese Annahme ist allerdings unbegründet, da wichtige Faktoren (Reisezeit, Preis, Bequemlichkeit etc.) nicht berücksichtigt wurden.

 

Zudem bleibt der Effekt durch die bereits gestiegene Zahl von Elektrofahrzeugen, deren Anteil sich seit 2018 deutlich erhöht hat und die aufgrund der sonst nachlassenden Reichweite ihres Akkus deutlich langsamer fahren, unberücksichtigt.

 

Zusammenfassend ist das Ergebnis der aktuellen Studie vom Januar 2023 nicht verwertbar, weswegen davon auszugehen ist, dass im Ergebnis der Studie aus dem Jahre 2020 zu folgen ist, nach der ein Tempolimit zu keiner relevanten CO₂-Einsparung führen würde.

 

[Quelle: https://www.welt.de/article243593327 m.w.N.]