Rupert Stadler kommt bei Gericht und in der Öffentlichkeit nicht gut rüber. Je mehr Verhandlungstage vergehen, desto mehr fragt man sich, wie es Stadler „vom Bauernbua zum Audi-Chef“ (Überschrift der „tagesschau“) geschafft hat. Wenn man den Prozess verfolgt und sich Rupert Stadler anhört, wäre aus der Nachbetrachtung es besser gewesen wäre, er wäre ein Bauernbua geblieben. Denn als Rupert Stadler noch der Herr der vier Ringe war, verkaufte der Konzern viele Diesel-Audi mit Schummel-Software. Stadler sieht sich in diesem Zusammenhang bislang als Opfer. Wenn es darauf ankommt, hat er Erinnerungslücken. Außerdem sei er von seinen eigenen Leuten getäuscht worden, erkennt die Süddeutsche Zeitung als die tragende Verteidigungslinie Stadlers: Es wird die Schuld auf andere geschoben.
Man hat das Gefühl, dass Stadler „kneift“, wenn es um eigene Verantwortung geht. Ob ihm das strafrechtlich letztlich was bringt, ist fraglich, haftungsrechtlich bringt ihm das gar nichts. Vorgeworfen wird ihm, dass er, nach Auffliegen des Skandals, nichts unternommen hat. Ob er, seiner Meinung nach, von allen getäuscht wurde oder nicht, er hätte der Sache konsequent nachgehen müssen und den Verkauf manipulierter Fahrzeuge unterbinden müssen. In der „Welt“ von Rupert Stadler scheint es so zu sein, dass er sogar zweimal getäuscht wurde, nämlich einmal, als die Motoren entwickelt und heimlich nachts bei Audi eingebaut wurden, während er schlief und dann nochmals, als das ganze Desaster ans Licht kam, ihm aber die täuschenden Mitarbeiter versichert hätten, dass alles in Ordnung sei. Oder wie stellt er sich das vor?
Eins kann man jetzt schon sagen: Objektiv hat Rupert Stadler als Chef von Audi auf ganzer Linie versagt. Man hätte ihn nie auf den Posten setzen dürfen. Er war der Sache nie gewachsen. Er ist kein tauglicher Chef. Manchmal hilft so etwas im Strafverfahren, das legt aber gleichzeitig schonungslos lausige Charakterzüge offen, oder eben: Das man es nicht kann.