Ist die Sorge berechtigt, dass China uns den Strom abstellt?
Die Sorge, dass China oder andere Akteure durch Fernsteuerung von Wechselrichtern Einfluss auf die deutsche Stromversorgung nehmen könnten, ist nicht völlig unbegründet. Der Artikel beschreibt ein reales Risiko, das durch die Abhängigkeit von importierten Technologien und unzureichender lokaler Infrastruktur zur Steuerung von Solaranlagen entsteht. Hier eine Analyse der Lage:
1. Hintergrund des Problems
- Wechselrichter sind essenziell für Solaranlagen: Sie wandeln den erzeugten Gleichstrom in netzkompatiblen Wechselstrom um.
- Viele in Deutschland genutzte Wechselrichter stammen von chinesischen Herstellern, die diese Geräte über Cloud-basierte Systeme fernwarten und steuern können.
- Mit dem geplanten „Solarspitzen-Gesetz“ soll diese Fernsteuerung zur Stabilisierung des Stromnetzes genutzt werden, was jedoch Sicherheitsrisiken birgt.
2. Risiken
a) Direkter Zugriff durch Hersteller (und potenziell die chinesische Regierung)
- In China ansässige Hersteller unterliegen den dortigen Gesetzen, die theoretisch staatlichen Zugriff auf Unternehmensdaten und -systeme ermöglichen.
- Sollte China auf die Steuerungssysteme zugreifen, könnten sie theoretisch Solaranlagen in großem Umfang abschalten oder manipulieren.
b) Cyberangriffe
- Wechselrichter und die zugehörigen Cloud-Dienste sind potenzielle Einfallstore für Hacker. Eine erfolgreiche Attacke könnte dazu führen, dass große Teile des Stromnetzes destabilisiert werden.
c) Systemische Abhängigkeit
- Die zentrale Steuerung über ausländische Hersteller könnte Deutschland in eine technologische Abhängigkeit bringen, die im Krisenfall schwerwiegende Folgen hätte.
3. Empfehlungen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
- Lokale Steuerungssysteme bevorzugen: Anstatt die Steuerung über Hersteller-Clouds zu realisieren, sollten lokale intelligente Messsysteme eingesetzt werden, die in Deutschland kontrolliert und betrieben werden.
- Erhöhte Cybersecurity-Maßnahmen: Sicherheitslücken in Wechselrichtern und Cloud-Systemen müssen geschlossen werden, um unbefugten Zugriff zu verhindern.
- Diversifikation der Hersteller: Die Abhängigkeit von wenigen, insbesondere ausländischen Anbietern sollte reduziert werden.
4. Realistische Bewertung des Risikos
- Das Szenario eines „Blackouts per Fernsteuerung“ ist technisch denkbar, aber nicht unmittelbar wahrscheinlich. Für eine großangelegte Abschaltung müssten mehrere Hürden überwunden werden:
- Zugang zu den Steuerungssystemen der Wechselrichter.
- Koordinierte Manipulation einer großen Anzahl von Anlagen.
- Umgehung bestehender Schutzmaßnahmen im Stromnetz.
- Dennoch zeigen ähnliche Vorfälle, dass Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen (z. B. Stromausfälle in der Ukraine 2015) möglich sind.
5. Maßnahmen zur Risikominimierung
- Förderung inländischer Technologien: Deutschland sollte lokale Anbieter von Wechselrichtern und Steuerungstechnologien fördern, um die Abhängigkeit von chinesischen Produkten zu reduzieren.
- Beschleunigung des Smart-Meter-Ausbaus: Intelligente Messsysteme können eine sicherere Alternative zur Steuerung von Solaranlagen darstellen.
- Internationale Zusammenarbeit: Sicherheitsstandards für kritische Infrastrukturen sollten EU-weit entwickelt und durchgesetzt werden.
Fazit
Die Sorge, dass China potenziell über Wechselrichter Einfluss auf die deutsche Stromversorgung nehmen könnte, ist berechtigt, sollte aber nicht dramatisiert werden. Das Risiko ist real, aber technisch und organisatorisch beherrschbar. Die Bundesregierung muss die Bedenken des BSI ernst nehmen und in sichere, lokale Lösungen investieren, um die Abhängigkeit von ausländischen Technologien zu verringern und die Widerstandsfähigkeit der Infrastruktur zu stärken.
Deutschland benötigt hier ein ausreichendes Risk-Management.
Bis dahin gilt für den Privatkunden: Augen auf beim Solaranlagenkauf!