Ob Herr Akif Pirinçci ein Rechtspopulist ist, war bis zu den Recherchen für diesen Artikel hier nicht bekannt. Insbesondere sind die Bücher noch nie Zeitvertreib geworden. Ein Buch das den Untertitel „der irre Kult um Frauen, homosexuell und Zuwanderer“ trägt, lässt miesen Populismus vermuten. Das Auftreten und der Grund für die Verurteilung scheinen aber typisch für Rechtspopulisten zu sein. Diese sind gerade gegenüber Dritten und insbesondere auch gegenüber Frauen nicht selten übergriffig. Einer der bekanntesten Rechtspopulisten der letzten Jahre ließ sich ja auf einer Busfahrt in einem Interview zur Glorifizierung seiner Person hinreißen: „Wenn du ein Star bist, dann lassen sie dich. Du kannst alles machen, ihnen an die Muschi fassen. Alles“. Dieses Interview hätte Donald Trump beinahe die Wahl gekostet. Aber nur beinahe.
Akif Pirinçci hat ein Foto von Luisa Neubauer nach Darstellung des Volksverpetzers dazu gepostet: „Ja, würde ich sofort ficken, auch wenn ich mir danach stundenlang das Klima-Zeug anhören müsste“.
Pirinçci ist für diese Entgleisung sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich verurteilt worden. Pirinçci kündigte zwischenzeitlich an, in Berufung gehen zu wollen. Das Urteil sei „total unverhältnismäßig“ und „eine juristische Komödie“. Den Post habe er nur „ironisch“ gemeint.
Eigentlich sollte auch die Geschädigte in Berufung gehen. Der Entschädigungsbetrag ist zum einen viel zu niedrig, zum anderen schreckt er viel zu wenig ab. Vorliegend kommt hinzu, dass der Schädiger ganz absichtlich und schamlos zusätzlich für seine Person macht, die Geschädigte nicht nur beleidigt, sondern auch die gesamte politische Bewegung diffamiert und für sich daraus berufs- und einkommenstechnische Vorteile verschafft. In einem solchen Fall wäre (in Anlehnung an das Strafrecht) eine Entschädigung am durchschnittlichen Jahreseinkommen zu bemessen, bei Pirinçci bspw. bei ca. € 50.000,00. Eine solche Verurteilung würde den Täter zum Denken bringen und auch sein Kalkül zerstören. Aber da sind die deutschen Gerichte wieder mal zu weich eingestellt.
Festzuhalten bleibt auch: Der alte weiße Mann hat sich bis heute nicht einmal entschuldigt. Vielleicht findet der Schriftsteller einfach nicht die richtigen Worte hierfür.
[LG Frankfurt a.M., Urteil v. 02.12.2021 Az. 2-03 O 329/20]